Vorgestellt: Das Kranold-Weder-Netzwerk

Seit 2008 gibt es das Kranold-Weder-Netzwerk, in dem zahlreiche Einrichtungen und Projekte aus dem Kiez vertreten sind. Der Name fasst das Gebiet zusammen, das es verbindet, und bezeichnet zugleich die beiden Zentren, den Kranoldplatz und den Carl-Weder-Park.
Von Anfang an dabei ist Ann-Christin Puchta vom Kindertreff Delbrücke. Damals gab es zwischen den Einrichtungen im Gebiet noch keine Koordination. “Die Einrichtungen hatten nichts miteinander zu tun”, erinnert sich Frau Puchta. “Das kam bei einem Treffen mit dem Jugendamt zur Sprache. Deshalb fragte man mich, ob sich das ändern ließe. Daraufhin bin ich Klinken putzen gegangen und habe die verschiedenen Einrichtungen angesprochen, ob sie Interesse hätten. Klar war, wir wollten den Schwerpunkt auf Kinder und Jugendliche legen, aber auch andere ins Boot holen, so ist beispielsweise ‘proNeubritz’ dazugekommen. Bei den Kirchengemeinden hatte ich nicht bei allen Erfolg. Eine Zeitlang waren auch BVV-Mitglieder dabei, die hier wohnten. Einige waren begeistert, andere fürchteten mehr Arbeit und manche sahen auch keinen Sinn darin. Zum ersten Treffen kamen viele. Wir haben ein Brainstorming gemacht, welche Themen sind für wen jetzt wichtig und wo sind die Schnittstellen: kurze Kommunikationswege, Terminabsprachen bei Veranstaltungen, Ausleihe von Material und organisieren von gemeinsamen Aktionen”.

Beim KIzefest am 1. Oktober 2021.

“Damals gab es ein massives Drogenproblem. Als es nach dem dritten Treffen noch nicht erledigt war, sind die ersten wieder ausgestiegen. Die anderen haben weitergemacht, denn sie wollten damals in ersten Linie die Situation von Kindern und Jugendlichen verbessern. Es ging um Gewaltprävention und um die Sicherheit von Kindern und Jugendlichen auf der Straße. Später gab es einen stärkeren Zuzug von Menschen aus Osteuropa, da haben wir uns mit Antiziganismus beschäftigt. Wir haben auch versucht, ein Stadtteilzentrum einzurichten und Anträge gestellt, aber es klappte nicht. Aber wir wussten nun, an wen man sich mit bestimmten Anliegen wenden muss. Relativ schnell hatten wir die Idee mit dem Kaffeetrinken auf dem Kranoldplatz, damals noch ein Frühstück. Das gibt es jetzt schon viele Jahre. Wir haben auch große Feste organisiert, wie eine gemeinsame Feier des Opferfests und des 1. Advents, als beides zusammenfiel. Der Aufwand dafür war aber enorm und ehrenamtlich nicht mehr zu wuppen. Im Netzwerk haben wir uns immer abgesprochen, unsere Eindrücke ausgetauscht und dann Schwerpunkte gesetzt, um die wir uns kümmern müssen. Beim Thema Drogen gab es Kontakte zum Verein ‘Fixpunkt’, einem Träger von Projekten der Gesundheitsförderung und Suchthilfe. Von ihm bekamen wir diese Spritzeneimer zum gefahrlosen Einsammeln von Spritzbesteck und eine Einführung, worauf wir beim Umgang mit der Drogenszene achten müssen. Wir hatten keine langfristigen Strategien, sie waren eher anlassbezogen. Gerade bei der Drogenproblematik ging es immer mal wieder rauf und runter. Wir merkten deutlich, wenn von der U 8 mal wieder die Dealer verdrängt wurden, die kamen dann hierher. Im Augenblick wird wieder mehr gefixt, wir wissen noch nicht, warum. Wir geben das an entsprechende Stellen weiter. Unsere Hoffnung ist, vielleicht mal ein regelmäßiges Fix-Mobil zu bekommen oder einen Konsumraum.”

Das Kaffeetrinken auf dem Kranoldplatz ist eine schöne Tradition geworden.

“Nach wie vor haben wir mit Antiziganismus zu tun, das können wir allein nicht lösen. Aber es ist wichtig, dass die Problematik präsent ist und bleibt im Jugendamt, bei der Polizei und anderen. So können die Stellen gestärkt werden, die Angebote dazu machen. Der Verein ‘Amaro Foro’, ein transkultureller Jugendverein von Roma und Romnja und Nicht-Roma und Nicht-Romnja, bietet ein Monitoring, damit Vorfälle auch angezeigt werden, sowie Fortbildungen für Einrichtungen an. Wir haben hier relativ viele Familien aus Südosteuropa und deren Kinder haben es wahnsinnig schwer, in den Einrichtungen anzudocken. Bei uns im Treff geht es gerade etwas besser”.
Ein weiteres, massives Problem ist laut Frau Puchta Islamfeindlichkeit, insbesondere an den Schulen: “Lehrerinnen und Lehrer haben da einen großen Nachholbedarf an Wissen und dem Umgang damit. Wir sehen schon, dass die Situation an den Schulen allgemein nicht so gut ist, sei es bei der Ausstattung mit Schulmaterial oder auch mit Personal. Es gibt viele Quereinsteigende, die mit der Situation überfordert sind. Ein großes Problem ist der Spracherwerb und die Lesekompetenz. Wir haben hier bei uns schon einigen Kindern Lesen beigebracht”. 
Auch Gentrifizierung sei zunehmend ein Thema: “In die neuen Wohnungen ziehen junge Familien und verdrängen teilweise die Alteingesessenen. Wir müssen es schaffen, die verschiedenen Lebenswelten zusammenzubringen. Deshalb haben wir es sehr begrüßt, dass es endlich auch hier ein Quartiersmanagement gibt. Wir hatten die Hoffnung fast aufgegeben. Aber nun planen wir gemeinsam schon das zweite dezentrale Kiezfest am 24. Juni. Die Vorbereitungen sind im vollen Gange, demnächst werden wir die Plakate aufhängen. Am 24. September dieses Jahres soll ein großes Fußballfest stattfinden, da sind wir noch mittendrin in den Vorbereitungen”. Informationen zu den Festen werden auch auf der QM-Webseite veröffentlicht werden.

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