Der etwas ungewöhnliche Name der Einrichtung stammt von einer Frau, einst selbst Migrantin, die mit einer Spende 2012 den Grundstein für die Bildungsstätte legte.
Diese ist seit 2014 ein Projekt des Trägervereins Pallotti-Mobil e. V. und wurde anfangs durch das Bonifatiuswerk gefördert, inzwischen durch Spenden und verschiedene Teilförderungen finanziert. Es gibt zudem Kooperationen und Zusammenarbeiten mit weiteren kirchlichen und kommunalen Einrichtungen und Projekten.
Dabei steht die Bildungsstätte für Frauen aller Religionen offen. Sie lernen Deutsch sowie Lesen und Schreiben, können Computerkurse belegen oder an Kunstkursen teilnehmen und ihre Persönlichkeit stärken.
Dazu gehören Alphabetisierungskurse. „Da gibt es durchaus Unterschiede“, erklärt Daniela Dachrodt, die mit Cora Zippel die Einrichtung leitet. „Wir haben Frauen, die nie eine Schule besucht haben und praktisch bei null anfangen. Wir haben aber auch Frauen, die in ihrer Muttersprache lesen und schreiben können, aber das lateinische Alphabet nicht kennen. Deshalb sprechen wir ausführlich mit jeder Frau und schauen, was da möglich ist, welche Unterstützung sie braucht, ob eine Einzelförderung oder Nachhilfe nötig ist.“ Gerade die Älteren haben so die Chance, sich im Alltag zu orientieren und am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Die Jüngeren bekommen eine Perspektive, sie können sich weiterbilden und schaffen so die Grundlage für eine berufliche Ausbildung.
Es gibt sechs zertifizierte, erfahrene Deutsch-Dozentinnen für den Unterricht, rund 40 Ehrenamtliche, die zum Beispiel andere Kurse anbieten, sowie eine Praktikantin und eine Bundesfreiwillige – alles Frauen. „Das ist uns wichtig, denn wir wollen unseren Teilnehmerinnen einen Schutzraum bieten“, betont Daniela Dachrodt. „Rund ein Drittel kommt aus afrikanischen Ländern. Sie haben oftmals einen ungeklärten Aufenthaltsstatus und deshalb keinen Zugang zu Weiterbildungsangeboten.“
Da viele der Frauen mit Kindern keinen Zugang zu Kitas haben, werden die Kleinen während der Kurse betreut. „Dafür sind die Frauen sehr dankbar“, sagt Romy Emir, die als Erzieherin für die Kinderbetreuung zuständig ist. „Das ist aber auch wichtig für die Kinder, damit sie Deutsch lernen.“
JACK bringt verschiedene Kulturen zusammen und macht sie zugleich mit der deutschen Kultur vertraut. Das zeigte sich auch in dem Förderprojekt „Sprache in der Praxis“, das 2018 startete und dann 2020 leider coronabedingt endete. Kursteilnehmerinnen der Bildungsstätte gehen neben ihrem Sprachkurs für mehrere Monate ein- oder mehrmals wöchentlich in lokale Einrichtungen wie Kitas oder Seniorenheime und unterstützen dort die tägliche Arbeit. „Wir haben damit gute Erfahrungen gemacht und ein total positives Feedback bekommen“, bestätigt Daniela Dachrodt. „Die Teilnehmerinnen wurden von den Kindern und den älteren Menschen gut angenommen. Das war einerseits wichtig für die Frauen, die sich als Mitglied eines Teams fühlen und so auch ihr Selbstvertrauen stärken konnten. Andererseits ermöglichte es Kontakte zur Bevölkerung und zeigte insbesondere den Einrichtungen, dass auch Geflüchtete gute Arbeitskräfte sind.“ Darauf will das nachfolgende Projekt aufbauen. „Wir möchten in die Breite gehen und die Frauen nicht nur in soziale Berufe vermitteln. Einige haben handwerkliche Berufe erlernt und darin gearbeitet wie Kosmetikerin, Schneiderin oder Frisörin. Deshalb wollen wir Kontakte knüpfen zu Handwerksbetrieben, um unser Angebot an Hospitationsmöglichkeiten zu erweitern. Und wir würden gerne auch andere Sprachschulen mit dazu holen.“
Es gibt aber auch die Möglichkeit, bei JACK ein Praktikum zu absolvieren. Derzeit wird eine Praktikantin für ein vier- bis sechsmonatiges Praktikum gesucht, die im Bereich des Kursprogramms, der Öffentlichkeitsarbeit und im Büro arbeiten wird. Für den Zeitraum 2022/2023 ist eine Stelle für eine Bundesfreiwillige mit 30 bis 40 Wochenstunden im Bereich der Organisation der Kinderbetreuung zu besetzen. Ehrenamtliche, die beispielsweise Kurse anbieten möchten, sind ebenso willkommen.
Auch wenn sich die Bildungseinrichtung hinter dicken Mauern in Räumen der St. Eduard Kirche befindet, sollen und wollen die Frauen natürlich auch am Leben im Kiez teilnehmen. Und so zogen sie am 7. Oktober dieses Jahres mit Schubkarre und Harken zum nahegelegenen Kranoldplatz, um einige Baumscheiben zu säubern und ein Beet zu bepflanzen. „Den Frauen hat das viel Spaß gemacht, deshalb geht das Projekt, das vom Quartiersmanagement aus dem Aktionsfonds unterstützt wird, weiter“, freut sich Romy Emir. „Im November soll auch Schmetterlings-Flieder gepflanzt werden.“
Es gibt übrigens wieder einen Deutschkurs: Anfang November begann ein Alphabetisierungskurs für geflüchtete und schutzbedürftige Frauen ohne Zugang zu öffentlichen Deutschkursen, jeweils montags bis freitags nachmittags, leider ohne Kinderbetreuung. Einige Restplätze sind noch frei. Die Teilnehmerinnen sollten dafür weder Vorkenntnisse im lateinischen Alphabet noch in der deutschen Sprache haben. Wer sich dafür interessiert oder eine Frau kennt, die dafür geeignet wäre, kann per E-Mail einen Termin vereinbaren.
Für Frauen auf etwa A2.2-Sprachniveau hat die Bildungsstätte JACK einige Restplätze in einem Kurs. “Diese Plätze können nur an Interessentinnen vergeben werden, die zur Kurszeit ihre Kleinkinder bis etwa vier Jahre von unserer Erzieherin betreuen lassen möchten.”