Während auf dem Kranoldplatz der monatliche Trödelmarkt stattfindet, wird auf dem Kulturbunker auch getrödelt. Nur eine Nummer kleiner, dafür aber von und vor allem für Kinder, für die auch ein Programm auf die Beine gestellt wurde. Dementsprechend haben sich dort auch Familien eingefunden und stöbern in den Angeboten. Es gibt Spielzeug, Bücher und Kinderbekleidung. Ein Steppke, der hinter einer der dafür bereitgestellten Paletten sitzt, ist im Feilschen schon sehr versiert. „Das Holztier ist geschnitzt. Es kostet ein Euro, Sie können aber auch zwei geben.“ Stolz zählt er die Scheine und Münzen, da ist einiges zusammengekommen. Aber auch für die Besucherinnen und Besucher lohnt es sich. Eine junge Frau hat sich extra ein rotes Kinderklavier zurücklegen lassen. Nun kommt sie mit dem passenden Geld und trägt es glücklich nach Hause. Für die, die nicht trödeln, steht ein leckeres und gesundes Büfett zur Verfügung, von den Besucherinnen und Besuchern selbst vorbereitet und mitgebracht. Und die Kinder können malen, mit Riesenbausteinen kreativ werden oder sich im kleinen Pool abkühlen an diesem heißen Sommertag. Außerdem und eines der tollsten Angebote: Man kann sich beim Repair-Café direkt einen Flicken auf die Kinderhose nähen, den Stuhl und das gekaufte Spielzeug reparieren lassen.
Der Kinderflohmarkt ist eine Veranstaltung, die in diesem Jahr im Rahmen des QM-Projektes „Nachbarschaftliches Miteinander auf dem Kulturbunker“ umgesetzt wurde. Es startete im Oktober 2023 mit einem Herbstfest auf dem Kulturbunker. Bis Ende des Jahres wird es noch einen dreitägigen Workshop für Linoldruck geben, eine Einschulungsparty für interessierte Nachbarinnen und Nachbarn, ein Festival mit Fokus auf kreatives Recycling und ein Herbstfest. Jeden Donnerstag lädt das Nachbarschafts-Café auf dem Kulturbunker ein.
Eine gute Gelegenheit, eine kleine Bilanz zu ziehen über die bisherige Arbeit. Für Sandra Wiesthal vom Projektträger „trial&error“ ist sie erfolgreich. „Highlights waren definitiv die Kinderveranstaltungen wie der Familienflohmarkt trotz Hitze“, erklärt sie. „Auch das Nachbarschafts-Café erfreut sich einer zunehmenden Zahl an Gästen. Und es gibt inzwischen Kooperationen mit einigen Initiativen, andere interessieren sich dafür. Uns hat das Kennenlernen der vielfältigen Nachbarschaft sehr viel Freude gemacht und wir waren wirklich erstaunt über die Vielfalt der Interessen und Ideen und den Austausch mit den Nachbarinnen und Nachbarn im Kiez.“ Dabei haben sie festgestellt, dass insbesondere bei Familien mit Kindern bis zu zehn Jahren und auch bei älteren Menschen ein Bedarf an einem regelmäßigen Austausch am Nachmittag besteht. Bei den kulturellen Veranstaltungen kommen auch andere Bewohnergruppen hinzu. Die eigens entwickelten Formate „Kultur auf dem Dach!“ und „Kids Kultur auf dem Dach!“ werden sehr gut angenommen, wenn auch manchmal abhängig vom Wetter.
„Um unsere Angebote öffentlich zu machen, arbeiten wir mit lokalen Initiativen zusammen, wie das Kranold-Weder-Netzwerk, dem Familienpunkt, der Zürich-Grundschule, dem Misch-Mit-Laden, dem Nachbarschaftsheim Neukölln und natürlich dem Quartiersmanagement“, betont Sandra Wiesthal. „Wir sind auch im Neuköllner Netzwerk für kulturelle Bildung. Es gab eine Zusammenarbeit bei zwei Veranstaltungen mit dem senegalesischen Nachbarschaftsverein und ein Treffen für Kinder mit Diabetes und ihren Familien in Neukölln wurde initiiert. Zudem wurde eine Kooperation mit der Bildungsakademie von Coopolis gestartet, in deren Rahmen es einmal monatlich eine Jobberatung beim Nachbarschafts-Café gibt. Dort wurde auch eine Tauschecke etabliert und eine Foodsharing Fairteilung für gerettete Lebensmittel.“
Kooperationen gibt es auch mit anderen QM-Projekten. Zwei Veranstaltungen gab es mit der „Kulturbrücke Jugenddemokratie“, eine davon auch gemeinsam mit „Gutes Klima für den Kiez“. Mit Letzteren wollen sie eine Gartengruppe und Naschecken auf dem Kulturbunker etablieren und den Ort „in Schuss halten“. Allerdings fehlen da noch einige Genehmigungen. „Außerdem sind wir bei diversen Kiezveranstaltungen dabei wie dem Dezentralen Kiezfest und dem Kaffeetrinken auf dem Kranoldplatz. Und wir versuchen, weitere Zielgruppen wie die Rumänisch und Romani sprechende Communities zu erreichen, zum Beispiel durch das Zirkusprojekt „Circus te inalta” und als Ferienprogramm das Linoldruck-Projekt “Kurbel Flimmern“.
Da es wegen des Veranstaltungsortes nur Angebote von Mai bis September gibt, ist die Bilanz für 2024 beachtlich: Als „Meilenstein“ kann die Einrichtung und die Etablierung des Nachbarschafts-Cafés gelten, das bisher neunmal stattfand (und zweimal wegen Starkregen ausfallen musste). Zu den Erfolgen zählen weiterhin zehn kulturelle Veranstaltungen und ebenso viele Male der „Mitmach-Zirkus“.
Auf dem Erfolg wollen sie sich aber nicht ausruhen. „Wir wollen das Nachbarschafts-Café weiter stabilisieren, weitere Zielgruppen erreichen und die Nachbarschaft noch mehr einbeziehen“, betont Sandra Wiesthal. Dabei sollen auch neue Konzepte und Ideen ausprobiert werden. Sie freut sich auch immer über die kleinen Dinge, die zeigen, dass ihre Angebote gut ankommen. „Als eine Besucherin hörte, dass wir eine Einschulungsparty geplant haben, hat sie sich spontan bereit erklärt, einen Kuchen zu backen.“