Ein buntes Puzzle für unser Quartier

Der eine oder die andere haben sie vielleicht schon zu Hause – den Magneten oder den Notizblock mit der kunterbunten Grafik vom Quartier. Poster gibt es bereits seit letztem Jahr im Vor-Ort-Büro abzuholen und ein Puzzle mit dem tollen Motiv gibt es zu besonderen Anlässen zu gewinnen. Entworfen hat es die Illustratorin Theresa Grieben. Sie erzählte, wie das Projekt entstand, von der Idee bis zum fertigen Produkt:

Kannten Sie das Quartier vorher schon? 
Nur teilweise, zum Beispiel die Silbersteinstraße und die Hertabrücke. Da ich mein Atelier im Neuköllner Flughafenkiez habe, bin ich auch manchmal schon am Quartier Glasower Straße vorbeigekommen. Für das Projekt habe ich mich dann intensiv mit allen Straßen und Orten südlich der Ringbahnstation Hermannstraße auseinandergesetzt.

Wie haben Sie es erkundet? 
Ich bin immer mit dem Fahrrad unterwegs und also auch für dieses Projekt alle Orte abgefahren. Mithilfe des QM-Kiezplans und meines Handys habe ich überall Fotos gesammelt und Notizen gemacht. Da das Projekt letzten Spätsommer gestartet ist, waren das ein paar schöne sonnige Touren.

Erste Entwürfe mit Bleistift.

Was ist Ihnen dabei besonders aufgefallen? 
Es ist ein abwechslungsreicher Kiez mit unterschiedlichster Architektur und Anwohnerschaft. Da ist von Gründerzeitbauten, Kirchen, alten Friedhöfen, einem stillgelegten Krankenhaus, einem Wald, 70er und 80er Jahre Plattenbauen bis hin zu Gewerbegebieten alles dabei. Besonders positiv überrascht hat mich das Areal der A100 Stadtautobahn. Ich finde es toll, dass auf dem Britzer Tunnel so ein angenehmer Park entstanden ist und man von der Autobahn rein gar nichts sieht und hört. Das wusste ich vorher nicht. Auch am Teltowkanal ist es ganz hübsch zum Spazierengehen, da bin ich sonst eher selten.

Gibt es einen „Lieblingsort“ oder eine Ecke, die Sie weniger reizvoll fanden? 
Gefallen hat mir der Emmaus-Wald, ich fand es toll, so ein wilder Flecken Natur in der Stadt. Schön entspannt ist es auch am Kulturbunker oder auf dem Kranoldplatz zum Wochenmarkt. Beeindruckt hat mich darüber hinaus die Fassade der ehemaligen Frauenklinik am Mariendorfer Weg mit ihren Reliefs von Mutter-Kind-Szenen. Die hat es dann natürlich auch auf meine Zeichnung geschafft. Die Silbersteinstraße finde ich dagegen super anstrengend, besonders für Fahrradfahrer echt gefährlich bei dem ganzen Durchgangsverkehr. Aber ich glaube, die hat sowieso schon einen entsprechenden Ruf. 

Und so sieht das fertige Puzzle aus.

Hatten Sie schon beim Gang durch die Straße eine Idee oder kam die später? Und warum keine reale Abbildung, sondern eine “kreative” Grafik des Gebietes? 
Mit dem Quartiersmanagement war verabredet, eine Kiezkulisse des Quartiers zu zeichnen, die alle wichtigen Orte zusammenfasst. Da wir platztechnisch nicht jedes einzelne Gebäude des Kiezes abbilden konnten, haben wir eine Auswahl getroffen: unter anderem der Kulturbunker, die Schule am Teltowkanal, die Melanchton-Kirche, das Brauhaus Rixdorf, die Friedens-Wandmalerei in der Bendastraße, die Hertabrücke, die Dicke Linda, Spätis, die Ringbahn, die U7, der Emmaus-Friedhof und natürlich einige menschliche und tierische Bewohner, die den Kiez bevölkern. Die habe ich dann mithilfe meiner gesammelten Foto-Referenzen collagenartig per Bleistift auf Papier gezeichnet. Später wurde die Collage noch von mir koloriert. So ist eine Art Wimmelbild entstanden, auf dem die Bewohnenden in vielen Details ihren Kiez wiederentdecken können. Dafür brauchte es keine realistische 1:1-Abbildung.

Das Motiv findet sich ja auf verschiedenen Produkten wieder. Was war dabei zu bedenken?
Das Endformat beeinflusst natürlich den Zeichenprozess. In dem Fall war die größte Nutzung der Illustration als A2-Poster geplant, sodass ich meine Zeichnung von Anfang an sehr groß angelegt habe, damit sie entsprechend hochauflösend gescannt und gedruckt werden kann. Das galt auch für das große 1000-Teile-Puzzle. Herunterskalieren auf kleinere Formate wie der Postkarte und den Magneten ist danach immer möglich, solange die Details noch erkennbar sind. Auch die Ausrichtung als DIN-Querformat muss in allen End-Medien passen, damit nichts vom Motiv abgeschnitten wird. Insgesamt hat mir das Projekt super viel Spaß gemacht. Und ich habe noch einiges über diesen Teil von Neukölln gelernt, nachdem ich bereits vor zwei Jahren den „Neukölln entdecken-Stadtplan für das Bezirksamt Neukölln illustriert habe.

© Theresa Grieben Illustration: handgezeichneter Stadtplan "Neukölln entdecken" für das Bezirksamt Neukölln. Erhältlich an der Tourismus-Information am Treptower Park.

Mehr über Theresa Grieben kann man auf ihrer Webseite erfahren oder auf Instagram.

Fotos: Theresa Grieben

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