Vorgestellt: Projekt „Empowerment für eine gesunde und nachhaltige Ernährung“

Eine ausgewogene und nachhaltige Ernährung ist wichtig für die Gesundheit und spielt eine große Rolle bei der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Die Ergebnisse der Einschulungsuntersuchungen zeigten Unter- und Übergewichtigkeit bei vielen Kindern im QM-Gebiet. Auch ihr Zahnstatus war sehr schlecht und oftmals behandlungsbedürftig. Gründe sind unter anderem, dass Familien sich nicht immer angemessen mit ausgewogenen Lebensmitteln versorgen können oder auch das Wissen über gesunde Ernährung fehlt.

Das Projekt „Empowerment für eine gesunde und nachhaltige Ernährung“ möchte deshalb für die verschiedenen Ziel- und Altersgruppen Mitmach-Aktionen für gesunde und nachhaltige Ernährung anbieten. Diese erstrecken sich von der Planung, Vorbereitung und der Recherche nach saisonalen Mahlzeiten über der Einkauf gesunder Lebensmittel bis hin zur Zubereitung. Es gibt einen hohen Anteil an Familien im Quartier, die von Transferleistungen leben, was eine nachhaltige und gesunde Ernährung erschwert. Die Kochaktionen sollen Anregungen dazu geben, wie man sich auch mit wenig Geld ausgewogen ernähren kann. Nach der Zubereitung ist teilweise dann auch eine kostenlose Essensausgabe geplant, für Familien oder in Kinder- und Jugendeinrichtungen. 

Träger des Projektes ist der Verein „Yeşil Çember“, das ist türkisch für „Grüner Kreis“.  Seit 2012 sensibilisiert und aktiviert er türkischsprachige Menschen für Umweltthemen und verbreitet somit nachhaltige Lebensstile in der türkischen Kultur. Für die Umweltbildung entwickelte „Yeşil Çember“ ein sehr erfolgreiches und niedrigschwelliges Schulungsprogramm. Die Teilnehmenden setzen ihr Wissen in ihrem Alltag um und engagieren sich danach als Multiplikator*innen und mobilisieren andere Menschen vor Ort. Zudem wurde ein interkulturell-ökologisches Netzwerk mit Akteur*innen aus Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Medien und Politik aufgebaut.

Basierend auf dem IHEK, dem Integrierten Handlungs- und Entwicklungskonzept des Quartiers, und dem darin festgelegten Handlungsfeld Gesundheit und Bewegung, soll mit dem neuen Projekt eine gesunde Ernährung den Einzug in mehr Haushalte finden und die Berliner Ernährungsstrategie umgesetzt werden. Damit will der Berliner Senat beitragen, dass insbesondere auch bei der Gemeinschaftsverpflegung schmackhaftes und gesundheitsförderndes Essen für alle angeboten werden kann: mit mehr Regionalität, Nachhaltigkeit, Fairness und einem Fokus auf gesundheitsfördernde Kost für alle, unabhängig vom Geldbeutel.

Das Projektteam: Şaduman Karaca und Mareike Rump.

„Derzeit führen wir Gespräche mit Kitas und anderen Einrichtungen“, erklärt Mareike Rump von „Yeşil Çember“, dem Träger des Projektes. „Wir wollen vor allem die Menschen, die Unterstützungsbedarf haben, erreichen. Deshalb überlegen wir, wie wir die Leute am besten erreichen und die Angebote möglichst interessant und niedrigschwellig gestalten können.“

Die Menschen sollen aber auch für eine gesunde und nachhaltige Ernährungsweise sensibilisiert werden: durch die Vermittlung des Klimaschutzgedankens und der Regionalität bei Erzeugung, Beschaffung und Verbrauch von Nahrungsmitteln sowie das Überdenken der eigenen Einkaufs- und Essgewohnheiten. Dazu gibt es Ernährungsschulungen und gemeinsames Kochen. So werden dann die Menschen zu „Ernährungsbotschafter*innen“, die wiederum ihr Wissen bei Koch-Aktionen weitergeben können, in Schulen, Kitas, Familienzentren oder im privaten Umfeld. Eine Idee ist auch das Erstellen eines interkulturellen, mehrsprachigen Kochbuchs, an dem die Bewohnerinnen und Bewohner mitarbeiten. Auf einem kulinarischen Kiezspaziergang können sie zudem unterschiedliche kulinarische Orte kennenlernen, die dann in einer Kiezkarte vermerkt werden.

Bei der Wissensvermittlung über Lebensmittel gibt es Kooperationen mit verschiedenen Vereinen. Mögliche Aktivitäten sind zum Beispiel „Alles rund ums Mehl“ inklusive selber mahlen, Teig herstellen und backen sowie Veranstaltungen, bei denen Alternativen zu Süßgetränken vorgestellt und eigene Limonade zubereitet werden. Was alles mit Fermentation, also der Haltbarmachung von Lebensmitteln, erreichbar ist, wäre in verschiedenen Einrichtungen im Kiez möglich. Eigene Kräuter, Obst oder Gemüse in der Wohnung anpflanzen – auch das soll in Workshops vermittelt werden.
Angeboten werden sollen auch individuelle Ernährungsberatungen, die unterschiedliche Lebensstile und kulturelle Hintergründe berücksichtigen. Ein Höhepunkt wird ein „Ernährungsfest“ sein, mit Gesprächsrunden zum Thema Ernährung, einer Kochshow zu fleischloser Kost und Workshops zu klimafreundlicher Speisezubereitung. Insgesamt soll sich das Projekt aber flexibel und fortlaufend an den Bedarf im QM-Gebiet orientieren. Hierfür besteht ein enger Kontakt mit den Einrichtungen sowie Akteurinnen und Akteuren vor Ort.

„Wir freuen uns jetzt erstmal auf die Auftaktveranstaltung am 6. Juni 2024, die von 14.30 bis 17 Uhr im Haus der Familie stattfinden wird“, sagt Mareike Rump. „Dort stellen wir unser Projekt vor und geben Ernährungstipps. Und wir beraten Interessierte, die Ernährungsbotschafter*in werden wollen: Welche Voraussetzungen sollten sie mitbringen, was sind ihre Aufgaben und wie werden sie auf diese ehrenamtliche Tätigkeit vorbereitet. Mit dabei sind auch die Stadtteilmütter, die Kontakt haben zu Bewohnerinnen und Bewohnern, die wir mit unserem Projekt erreichen wollen.“

Fotos: Yeşil Çember, MTS Social Design