2023 fehlten in Berlin 17.000 Kita-Plätze, stellte die Bertelsmann-Stiftung in einer Untersuchung fest. Obwohl es in einigen Stadtteilen inzwischen wieder freie Plätze gibt, ist die Situation in anderen weiter angespannt. Die Ursachen sind unterschiedlich, warum Kinder nicht in eine Kita gehen. Sie bekommen aber in jedem Fall Schwierigkeiten, wenn sie mit wenig oder gar keinen Deutschkenntnissen ins Vorschulalter kommen. Deshalb wurde das Projekt „Vorschularbeit für Kinder ohne Kitaplatz” im Mai 2023 im „Haus der Familie”, Glasower Straße 54, auf den Weg gebracht. Verantwortlich dafür ist Nuran Kara, die Leiterin des Hauses. Projektträger ist die Kleiner Fratz GmbH.
Was wurde in zweieinhalb Jahren erreicht? Nuran Kara blickt zurück:
Im Rahmen des Projekts bereitet es uns als Träger besonders viel Freude, die positiven Entwicklungen der teilnehmenden Kinder unmittelbar miterleben zu können. Viele Kinder zeigen bereits nach kurzer Zeit deutliche Fortschritte in ihrer sprachlichen Ausdrucksfähigkeit und im sozialen Verhalten. Diese Entwicklungen bestätigen den pädagogischen Wert des Angebots und motivieren unser Team in der Arbeit. Auch die Wertschätzung durch die Eltern – beispielweise in Beratungssituationen wie Kitasuche oder zu Erziehungsfragen – trägt wesentlich zur positiven Atmosphäre im Projekt bei.

Zu den wichtigsten Erfolgen der letzten sechs Monate zählt, dass zahlreiche Kinder erfolgreich in die Regelsysteme, vor allem in Kitas, übergeleitet werden konnten. Insbesondere Kinder mit geringen Deutschkenntnissen oder eingeschränkten sozialen Kompetenzen konnten durch die gezielte Förderung stabilisiert werden. Ein besonderes Highlight war die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Fachkräften aus der Sprachförderung und des Familienzentrums, wodurch individuelle Stärken und Entwicklungsbedarfe der Kinder noch besser berücksichtigt werden konnten.
Ursprünglich richtete sich das Projekt ausschließlich an Kinder ohne Kitaplatz. Aufgrund veränderter Rahmenbedingungen – unter anderem durch einen Rückgang der Geburtenzahlen und das dadurch entstandene Überangebot an Kitaplätzen – wurde die Zielgruppe angepasst. Inzwischen erreichen wir auch Kinder mit sprachlichen und sozialen Förderbedarfen, die bereits eine Kita besuchen oder auf dem Weg dorthin sind. Damit leisten wir einen Beitrag zur Inklusion und Chancengleichheit.
Die Zusammenarbeit mit externen Partner*innen verläuft sehr positiv. Insbesondere die enge Abstimmung mit dem Quartiersmanagement und dem zuständigen Bezirksamt hat sich bewährt. Familien werden bei Bedarf gezielt an weiterführende Beratungsangebote vermittelt. Auch niedrigschwellige Formate wie Elterncafés oder Einzelberatungen haben sich als wirkungsvoll erwiesen, um Vertrauen aufzubauen und relevante Informationen weiterzugeben.
Wichtigste Meilensteine waren von Anfang an der Aufbau und die Gewährleistung eines stabilen Angebots für Kinder ohne Kitaplatz. Die flexible Reaktion auf veränderte Bedarfe sowie die beschlossene Umstrukturierung von Angebotszeiten und Personalressourcen konnten ohne Hürden vollzogen werden. So wurde etwa die wenig nachgefragte Vormittagsgruppe auf den Nachmittag verlegt, um eine bessere Auslastung zu erreichen.
Ziel in der aktuellen Projektphase ist es, das bestehende Angebot effizienter und zielgerichteter zu gestalten.
Herausforderungen ergaben sich vor allem durch die rückläufigen Teilnehmendenzahlen, die im Zusammenhang mit dem gestiegenen Angebot an Kitaplätzen stehen. Diese Entwicklung konnte durch eine enge Abstimmung mit den lokalen Akteuren frühzeitig erkannt und durch Anpassung des Angebots aufgefangen werden. Zu den wesentlichen Änderungen zählen daher: die Ausweitung der Zielgruppe, die Flexibilisierung der Angebotszeiten sowie die Umstellung der Personalstruktur.
Ursprüngliche Erwartungen, wie etwa dauerhaft eine hohe Zahl nicht betreuter Kinder zu erreichen, wurden aufgrund der demografischen Entwicklung angepasst. Nun richtet sich das Projekt verstärkt auf Kinder mit Unterstützungsbedarf aus, unabhängig von ihrer Betreuungssituation, wodurch das Ziel der Chancengleichheit im Bildungssystem weiterhin wirkungsvoll verfolgt werden kann.