Im Jahr 2017 wurde „ZUSAMMEN IN BRITZ“ als gemeinsames Projekt des Gesundheitsamtes und des Jugendamtes des Bezirksamtes Neukölln entwickelt. Initiatoren und jetzige Projektleitende sind Herr Schalowsky vom Kinder- und Jugendpsychiatrischen Dienst und Frau Reiners von der Erziehungs- und Familienberatung. Mit dem Projekt soll die psychosoziale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen im Kiez Wederstraße/ Bürgerstraße und den anliegenden Straßenzügen gefördert sowie ein nachbarschaftliches Miteinander von Neuköllnerinnen und Neuköllnern und geflüchteten Menschen unterstützt werden.
„Damals wurde festgestellt, dass es eine Lücke in der Betreuung gibt für die Menschen, die in Hotels untergebracht waren“, erklärt Projektkoordination Nora Koch. „Keine Sozialarbeiter mehr, die sie betreuen, aber auch sie selbst finden nicht den Weg zu den Ämtern. Die Idee war, dass die Menschen uns kennenlernen und so den Zugang zu Hilfe und Beratung finden.“
Zuvor wurden umfangreiche Befragungen im Kiez durchgeführt. In der Zürich-Schule stellte sich beispielsweise heraus, dass die Kinder der Willkommensklassen einen großen Bewegungsdrang haben. Daraus entstand die Entspannungs- und Bewegungsgruppe. Die Kinder zwischen 6 und 8 Jahren machen bei Bewegung, Spiel und Entspannungsübungen gemeinsame Erfahrungen und verbessern ihre Deutschkenntnisse. „Das Angebot läuft immer noch ganz gut, die Zusammenarbeit mit der Schule ist auch sehr intensiv“, so Nora Koch. Die 2019 in der Grundschule am Teltowkanal angebotenen Projekttage mit „ZUSAMMEN IN BRITZ“ kamen gut an, seit 2020 werden die Kinder nun regelmäßig beim Sprachenlernen unterstützt. Auch mit der Otto-Hahn-Schule gibt es eine Kooperation.
Miteinbezogen werden auch die Eltern. 2017 startete die Gruppe „Zusammen kochen in Britz“. Frauen mit ihren Kindern mit und ohne deutschen Pass kochen und essen gemeinsam und lernen sich dabei kennen. Hin und wieder brauchte jemand Hilfe beim Verstehen amtlicher Dokumente, die wurden dann übersetzt und erklärt.
„Das Knüpfen von Kontakten ist inzwischen immer mehr in den Mittelpunkt unserer Arbeit gerückt“, erklärt Nora Koch. „Die Menschen wollen Deutsche kennenlernen, wissen aber oftmals nicht, wie und wo. Wir laden alle ein, herzukommen.“ Und Benjamin Breitwieser, der als Sozialpädagoge im Projekt arbeitet, ergänzt: „Zusammen mit den Stadtteilmüttern haben wir ein offenes Angebot mit Tee und Musik organisiert. Noch ist das Interesse von deutschen Familien nicht so groß, aber das braucht eben Zeit. Jeder, der vorbeikommt, kann gerne hereinschauen.“
Das Sommerfest vor zwei Jahren hatte viele bunt gemischte Besucherinnen und Besucher. Dann kam die Pandemie und legte alles auf Eis. Die Kochgruppe traf es als erste. Also wurden Onlineangebote entwickelt, WhatsApp-Chats, Zoommeetings, um die Frauen zu betreuen. Die Kinder bekamen jede Woche Ausmalbilder und kleine Rätsel zum Lösen. Aber auch nach der Lockerung war Kochen nicht möglich. „Also haben wir uns überlegt, wir machen Ausflüge und so entstand ZUSAMMEN IN BRITZ … unterwegs. Wir waren in Museen, im Kindertheater und im Britzer Garten“, erinnert sich Nora Koch. „Momentan trifft sich die Gruppe aus Frauen mit ihren Kindern allerdings nur unregelmäßig. Aber neue Mitglieder sind herzlich willkommen.
Seit 2019 ist ZUSAMMEN IN BRITZ auf dem Areal des Kulturbunkers an der Bürger-/Ecke Rungiusstraße zu finden. In den Schulferien können dort die Kinder aus den umliegenden Straßen ihr Freizeit verbringen. Auch die wöchentlichen Schulangebote finden teilweise dort statt, um das gute Wetter so lange wie möglich zu nutzen. In Planung ist ein Nachmittagsprogramm für Kinder, vielleicht wird es auch wieder eine Kiezrallye geben.
„Eine neue Kooperation hat sich inzwischen mit den Stadtteilmüttern Britz ergeben“, sagt Benjamin Breitwieser, „die suchten einen Ort, um sich mit den Familien zu treffen, da derzeit die üblichen Hausbesuche kaum möglich sind. Das ist ganz gut angelaufen. Jeden Mittwoch sind sie hier von 14-16 Uhr anzutreffen. Vielleicht können wir ab September wieder eine längere Sprechzeit anbieten.“
ZUSAMMEN IN BRITZ hat auch eine Beratungs- und Informationshotline. Im Mittelpunkt stehen Fragen zur psychologischen Gesundheit, aber ebenso zu Arbeit und Ausbildung, Freizeit, Wohnen oder Kita und Schule. Erreichbar ist sie unter Telefon 0178 18 93 051, montags von 10 bis 13 Uhr und mittwochs von 14 bis 17 Uhr, beraten wird in Deutsch, Englisch und Arabisch. Vor Ort im Kulturbunker gibt es montags von 14 bi 18 Uhr einen Infopunkt. Die Anmeldung hierfür erfolgt zurzeit noch über die Nummer der Hotline.